Julien Brown posiert vor dem "Hollywood Sign" in Los Angeles.
© KABU Artist Management / Julien Brown
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09.03.2023, 09:05 Uhr

TikTok-Star: Der Nürnberger Elevator Boy im Interview

Die Elevator Boys sind seit 2021 eines der großen TikTok-Phänomene made in Germany. Wir haben mit einem der fünf Jungs gesprochen. Wieso dabei Nürnberger Clubs, Zähneputzen und Justin Bieber eine Rolle gespielt haben, erfährst Du im Interview.

Videoproduktion, Fashion-Show, Gala oder Award-Verleihung: Die Elevator Boys haben meist einen sehr vollen Terminkalender. Julien Brown hat sich trotzdem Zeit für ein Gespräch mit uns genommen. Die Haare sind gestylt, das Outfit matcht und die Zähne sind strahlend weiß.

(Wenn Du davor noch nie etwas von den Elevator Boys gehört hast, ließ gerne zuerst diesen Artikel.)

Am Ende des Studiums

Fein raus: Hey Julien, wir erreichen Dich in einer stressigen Zeit. Wie ist Deine Klausurenphase so gelaufen?

Julien Brown: Es ist immer stressig, aber ich schaffe es dann doch immer gut durch die Klausurenphase. Hätte mich jemand nach dem Social-Media-Durchbruch gefragt: „Kannst du dir vorstellen, nebenbei noch zu studieren?“ Hätte ich gesagt: „Nein, auf keinen Fall!“. Aber jetzt bin ich fast am Ende des Studiums und habe das Schwierigste geschafft.

Was studierst Du denn und wo?

Ich studiere Wirtschaftsingenieurwesen mit dem Schwerpunkt Maschinenbau an der FAU. Also in Nürnberg und Erlangen.

Die Elevator Boys Bene Schulz, Luis Freitag, Julien Brown, Tim Schäcker und Jacob Rott bei den Fashion Media Awards in New York.
Nancy Kaszerman/dpa, NNZ

Also sieht man Dich auch manchmal in einer der Vorlesungen am Campus?

Nein, eigentlich bin ich wirklich nur für die Prüfungen an der Universität. Ansonsten läuft bei mir alles im Eigenstudium. Ich schaue die Vorlesungen online und mache die Übungen zuhause. Ich bin ehrgeizig und möchte das jetzt schaffen. Das Studium jetzt nach 10 Semestern wegzuschmeißen, wäre auch einfach hirnrissig. Es kommt natürlich auch vor, dass ich für einen Termin wohin fliegen sollte und gleichzeitig eine Prüfung stattfindet, aber irgendwie bekomme ich immer alles unter einen Deckel.

Autos sind eine Leidenschaft von Julien. Sein Schwerpunkt im Studium ist Automotive Engineering.
KABU Artists Management / Julien Brown

Lieber zur Kärwa als in den Club

Du sagst in Interviews, dass Du aus Nürnberg kommst. Also bist Du hier geboren und aufgewachsen?

Ich bin in Schwabach geboren, aufgewachsen und bin dort zur Schule. Ich habe auch nach dem Abitur nicht in Nürnberg, sondern in Schwabach gelebt. Aber im Ausland sagt den Leuten Schwabach meist wenig. Deshalb sage ich dann, dass ich aus Nürnberg komme. Das kennen die meisten. Und jetzt hat es sich irgendwie so ergeben, dass ich immer Nürnberg sage.

Was ist denn Dein Lieblingsspot in der Region?

Seit ich drei bin, spiele ich Feldhockey. Deshalb sind die Hockey-Plätze schon Orte, mit denen ich viele Erinnerungen verbinde. Eine Zeit lang gabs bei mir neben Schule und Hockey-Training und Spielen nicht so viel.

Ansonsten ist die Gegend Brombachsee auch ein Ort, an dem ich nach der Schule und der Uni viel Zeit mit Freunden verbracht habe. Vor allem im Sommer.

Zwei Elevator Boys: Julien Brown (rechts) und Tim Schäcker beim Amazon Prime Video Dinner im Rahmen der Berlinale im Februar 2023.
Annette Riedl, dpa

Und wenn Du feiern warst, wo hat man Dich da angetroffen?

Als Clubs fallen mir da zuerst das Schimanski und Mach1 ein. In Schwabach gabs nicht so viele Clubs. Ansonsten waren wir aber einfach viel auf Festivals, Stadtfesten, Wasen und Kärwas. Eher solche Events als abends im Club.

1,5 Millionen Views mit Zähneputzen

Wenn Du an Deine TikTok-Anfänge zurückdenkst. Wie hat das alles begonnen?

Reingekommen bin ich über einen Geburtstag eines Kumpels. Da war dann auch ein TikToker: Marek Fritz, der kommt auch aus Nürnberg. Ich wusste zwar davor, dass es TikTok und musical.ly gab, aber war noch gar nicht aktiv in dieser Welt. Nachts habe ich dann um 1 oder 2 Uhr ein Video gedreht. Ich habe mir im Bad irgendwie lustig die Zähne geputzt. Das Video ging dann direkt viral und hatte gleich über 1,5 Millionen Views.

Und dann hast Du einfach weitergemacht?

Ich weiß nicht, was passiert wäre, wenn das Video nicht funktioniert hätte. Vielleicht hätte ich es dann vergessen. Marek meinte auch von Anfang an, dass ich sehr witzig bin und deshalb habe ich am Anfang meinen Content gleich in die Comedy-Schiene gelenkt. Ich glaube, das war auch der Hauptgrund, wieso sich das dann so gut entwickelt hat.

@its.julien.brown Auf wen müsst ihr immer ewig warten? 😴😑 @marekfritz #foryou #fürdich ♬ TiK ToK - Kesha

Beim ersten Treffen der späteren Elevator Boys warst Du gar nicht dabei. Wie kamst Du dann zu Bene Schulz, Luis Freitag, Tim Schäcker und Jacob Rott dazu?

Genau, beim ersten Video im März 2021 war ich nicht dabei. Das war in Frankfurt, wo die anderen Jungs herkommen. Aber wir hatten damals schon geschrieben: „Lasst uns auch zusammen mal so einen Content-Day machen.“ Ein paar Wochen später war dann das erste Mal, dass ich die anderen Vier gesehen habe. Das hat dann echt viel Spaß gemacht und der Vibe hat einfach gestimmt.

Und dann?

Auf der Rückfahrt von Frankfurt haben die Jungs angerufen und gesagt: „Hey, wir planen jetzt schon länger einen Content-Urlaub zu machen, geht aber leider nicht wegen Corona. Deswegen überlegen wir einfach nach Berlin zu fahren und ein Airbnb mieten?“ Da war ich gerade mit der Prüfungsphase fertig und habe gedacht: „Ja, für die Semesterferien machst Du das mal.“

Mal einen Star treffen? Für die Elevator Boys fast schon Alltag: Hier Julien Brown zusammen mit der US-amerikanischen Schauspielerin Sadie Sink.
KABU Artist Management

Engagement gegen Hass im Netz

Und wann ist es richtig groß geworden?

In Berlin war ein Monat geplant, aber es lief richtig gut: Dann haben wir das Airbnb verlängert und dann ging es durch die Decke. Dann sind Fernsehsender auf uns zugekommen und Late Night Berlin wollte uns in der Show haben. Da haben wir gemerkt, dass da ein Hype entstanden ist.

Wie kam es, dass Du Dich mit den Elevator Boys gegen Hass im Netz engagierst?

Es ist generell so: Alles was neu ist, ist cringe, komisch oder weird. Bis es dann „in“ ist und funktioniert. Als wir angefangen haben, war es auch viel: „Was macht ihr da?“ „Das ist doch voll cringe.“ „Wer denkt ihr, wer ihr seid?“ Wir dachten aber nie, dass wir irgendjemand Besonderes sind. Wir hatten keine bösen Absichten und haben trotzdem solche Kommentare bekommen.

Ansonsten hatten wir immer das Glück, dass wir uns Fünf hatten. Wenn einer viel Hass oder Negativität abbekommen hat, konnten ihm die anderen helfen. Aber viele Content-Creator und auch Privatpersonen haben dieses Glück und den Rückhalt der Gruppe nicht. Viele bekommen Hass ab und wissen nicht, wie man damit umgeht.

Engagiert ihr Euch dazu alleine als TikTok-Stars oder unterstützt Euch jemand?

Wir haben uns dazu mit HateAid zusammengetan. Wir machen jetzt viel Aufklärungsarbeit zu diesem Thema. Ein anderer großer Punkt ist Zivilcourage im Internet, also digitale Zivilcourage. Wenn jemand im Bus angepöbelt wird, würde hoffentlich auch jemand aufstehen und einschreiten. So soll es auch im Internet sein: Wenn jemand beleidigt oder zum Beispiel wegen seines Äußeren fertig gemacht wird, sollte man da nicht wegschauen und wegklicken, sondern etwas dagegen schreiben. Dadurch, dass wir mittlerweile eine gewisse Reichweite haben, geht damit auch eine gewisse Verantwortung einher.

Apropos Reichweite: Die Elevator Boys haben viele Stars getroffen: Zlatan Ibrahimovic, Heidi Klum, Brad Pitt. Wen willst Du noch treffen?

Immer wenn diese Frage kam, habe ich Justin Bieber und Leonardo di Caprio gesagt. Aber die habe ich letzte Woche auf einer Show getroffen. Ronaldo würde ich auch gerne einmal gerne sehen.


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