Die Suche nach einem Therapieplatz kann langwierig und zermürbend sein. Durchschnittlich fünf Monate warten psychische kranke Menschen in Deutschland auf einen Therapieplatz. Gerade für Menschen in akuten seelischen Krisen, kann die schwierige Suche noch zusätzlich belasten. Aber wohin, wenn Du nicht mehr weiter weißt? Wir sagen Dir, wie Du in einer schwierigen Lebenslage trotz Engpässen schnell Hilfe bekommst.
Bei niedergelassenen Psychotherapeut:innen einen Termin zu bekommen, kann oft schwierig sein. Die Wartelisten sind lang, zumal viele Therapeut:innen Dir nicht mal einen Platz auf der Warteliste anbieten können.
Eine weitere Möglichkeit ist es jedoch, bei psychotherapeutischen Ausbildungsinstituten anzufragen. Dort beträgt die Wartezeit oft nur wenige Wochen. In diesen Ausbildungsinstituten wirst Du von Psychotherapeut:innen in Ausbildung behandelt. Du musst Dir allerdings keine Sorgen machen, dass Deine Therapie "schlechter" ist, nur weil die Psychotherapeut:innen noch nicht fertig mit der Ausbildung sind - die Psychotherapeut:innen in Ausbildung haben einen Großteil der theoretischen Ausbildung hinter sich, bevor sie Dich behandeln dürfen. Außerdem haben sie regelmäßige Supervisionssitzungen, in denen sie mit erfahrenen Psychotherapeut:innen über ihre Behandlungsansätze sprechen.
Außerdem haben diese Ausbildungsinstitute einen großen Vorteil: Psychotherapeut:innen lernen hier modernste Therapieverfahren und sind methodisch breit aufgestellt.
Außerdem kommt es letztlich gar nicht so sehr auf die abgeschlossene Ausbildung an, solange die Chemie zwischen Patient:in und Psychotherapeut:in stimmt.
Diese psychotherapeutischen Ausbildungsinstitute gibt es in Nürnberg und Umgebung:
Institut für Psychoanalyse (DPG) Nürnberg-Regensburg e. V.
Institut für Psychoanalyse und Psychotherapie von Kindern und Jugendlichen Nürnberg e. V.
Institut für Psychodynamische Psychotherapie Nürnberg e.V.
Institut für Verhaltenstherapie, Verhaltensmedizin und Sexuologie (IVS) Nürnberg
Neben den psychotherapeutischen Ambulanzen gibt es einige weitere Organisationen, die Dich durch eine schwere Zeit begleiten und Dir helfen, einen passenden Therapieplatz zu finden.
Diese Organisationen aus Nürnberg helfen Dir:
Deutsche Depressionshilfe Nürnberg
Nürnberger Bündnis gegen Depression e.V.
Zwar kein Ersatz für eine individuelle Psychotherapie, aber dennoch ein sehr wertvolles unterstützendes Angebot sind Selbsthilfegruppen. Ob Ängste, Panikattacken, Depressionen, Sucht oder Zwänge - zu fast jeder psychischen Erkrankung gibt es eine passende Selbsthilfegruppe. Diese Gruppen werden meist von erfahrenen Psycholog:innen und Sozialpädagog:innen angeleitet.
Die Hemmschwelle, zu einer solchen Selbsthilfegruppe zu gehen, mag zwar hoch sein, doch Du wirst sehen: Du bist nicht allein mit Deinen Problemen. Andere Menschen sind in ähnlichen Lebenslagen oder haben diese vielleicht schon gemeistert. Schon das Wissen, nicht alleine zu sein, wird Dir helfen, außerdem kannst Du in solchen Gruppen von anderen lernen - und andere von Dir.
Verschiedene Selbsthilfegruppen findest Du bei Kiss Nürnberg e.V..
Wenn Du trotz längerer Suche keinen Therapieplatz in einer psychotherapeutischen Praxis mit Kassensitz bekommst, kannst Du Dich ebenfalls an psychotherapeutische Privatpraxen wenden. Deine Krankenkasse ist dann nach Paragraph 13 Abs. 3 Sozialgesetzbuch V verpflichtet, Dir die Kosten für die Psychotherapie zu erstatten, wenn Du in einem angemessenen zeitlichen Rahmen keinen Therapieplatz findest.
Das musst Du vorweisen, damit die Kosten übernommen werden können:
Ein großer Nachteil ist allerdings, dass Du das Geld erst rückwirkend erstattet bekommst - Du musst also hier erstmal in Vorkasse gehen. Wenn Du Dich für diesen Weg entscheidest, solltest Du allerdings unbedingt schon im Vorfeld eine Zusage für die Kostenübernahme von Deiner Krankenkasse einholen. So sicherst Du Dich ab, damit Du nicht auf den Kosten sitzen bleibst.
Seit 2017 gibt es die Möglichkeit einer Akutbehandlung für Menschen in einer schweren seelischen Krise. Dabei ist das Ziel die Stabilisierung der Patient:innen, hier sind 12 bis 24 Therapiestunden möglich.
Wenn Du in einer akuten Krise bist, kannst Du Dich auch jederzeit an Kliniken und Tageskliniken wenden. Hier ist es oft möglich, kurzfristig Hilfe zu bekommen.
Ebenfalls gibt es mittlerweile einige Suchmaschinen, die Dir helfen können, schnell einen Therapieplatz zu finden. Beispielsweise auf https://www.psychotherapiesuche.de/, einer offiziellen Seite des Berufsverbandes Deutscher Psychologinnen und Psychologen kannst Du freie Therapieplätze finden. Außerdem findest Du auf der Seite der Kassenärztlichen Vereinigung Bayern alle Psychologischen Psychotherapeut:innen mit Kassensitzen.
Zudem lohnt es sich auch, bei Deiner Krankenkasse nachzufragen. Viele Krankenkassen haben einen Terminservice und wissen, welche Psychotherapeut:innen freie Plätze haben.
Glücklicherweise gibt es ebenfalls Online-Angebote, die Dir in schwierigen Situationen helfen. Das wohl bekannteste Beispiel dafür ist Selfapy. Hier findest Du verschiedene von Psycholog:innen entwickelte Online-Kurse, deren Wirksamkeit wissenschaftlich bewiesen ist. Deine Krankenkasse übernimmt sogar die Kosten für das Online-Programm.
Oft dauert die Suche nach einem Therapieplatz länger. In dieser Zeit ist es besonders wichtig, dass Du Dich gut um Dich selbst kümmerst. Nimm Dir mal eine Auszeit und tu etwas, das Dir gut tut. Oft kann es helfen, sich Freund:innen und Familie anzuvertrauen - sie können Dir durch diese schwere Zeit helfen, bis Du einen Therapieplatz bekommen hast und Dich durch die Therapie begleiten.
Menschen, die an psychischen Erkrankungen oder Suizidgedanken leiden, sind nicht allein. Betroffene erhalten zum Beispiel bei der Telefonseelsorge niederschwellige Hilfe. Die Nummer 0800 111 0 111 ist rund um die Uhr besetzt, die Beratung ist kostenfrei und anonym. Auch der Krisendienst Mittelfranken ist 24 Stunden am Tag unter 0800 655 3000 oder 0911 42 48 55 0 erreichbar. Beratungen können auch online oder vor Ort erfolgen. In schweren Notfällen verständige bitte den Rettungsdienst unter 112.