Kaum ist der Pantera-Skandal vorbei, geht der nächste Shitstorm auf die RiP-Veranstaltenden nieder: Unter dem Post zur jüngsten Rock im Park-Bandwelle kritisieren Fans das nächste problematische Festival-Booking.
Die US-amerikanische Metal Band Five Fingers Death Punch soll rechte, nationalistische und verschwörerische Ansichten verbreiten. Was wirklich hinter diesen Vorwürfen steckt, erfährst Du hier. Kurz vor Weihnachten gab es einen Aufschrei unter Rock im Park-Fans: Die Veranstaltende buchten für die Festival-Auflage 2023 die Band Pantera. Deren Frontmann Phil Anselmo stand in der Vergangenheit wegen rassistischer Aussagen und einem Hitlergruß bei einem Auftritt in der Kritik. Nach vielen Diskussionen gaben die Veranstalter:innen letztlich bekannt, dass doch Pantera nicht bei Rock im Park auftreten darf (wir berichteten). Mit der jüngsten Bandankündigung mehrt sich jedoch erneut die Kritik an einem bestätigten Act: Soll die Band Five Fingers Death Punch bei Rock im Park auftreten oder sind auch deren öffentliche politische Äußerungen ein No-Go? Es ist kein Geheimnis, dass die Band rechts, patriotisch und pro Militär ist. Doch gerade wegen eines Musikvideos ist für viele ein RiP-Auftritt nicht tragbar.
Mit dem Musikvideo zu ihrem Song “Living The Dream” polarisierte die Band im Oktober 2020 - pünktlich nur wenige Wochen vor den US-Wahlen und mitten in der Corona-Pandemie.
Im Song selbst thematisiert die Band den Verfall des American Dream. 5FDP-Frontman Ivan Moody singt: “We're all just broken toys, beneath your crooked crown [...] Just part of the machine, so it seems. Yeah, so it seems. We're all living the dream.”
Die Empörung über den Auftritt bei Rock im Park ist jedoch vor allem dem Musikvideo selbst geschuldet:
Eine postapokalyptische Zombie-Plage im Toilettenpapier-Kaufrausch, betrunkene Superhelden, die sich in einer Kneipe prügeln und eine Politikerin, die optisch schwer an die ehemalige demokratische Sprecherin des US-Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, erinnert.
Ab hier wird es heikel: Die Politikerin verteilt Corona-Masken an demütig wirkende Bürger:innen, dabei trägt sie selbst einen Anstecker mit chinesischer Flagge und der Aufschrift “befreit”. Die Bürger:innen tragen einen Pin mit dem kommunistischen Symbol von Hammer und Sichel und dem Wort “konform”.
Weiter geht die Politikerin mit vermummten und mit Baseballschlägern bewaffneten Menschen, die sie wie Hunde an einer Leine führt, spazieren. Als sie an einem Eiswagen mit einer US-Flagge vorbeikommen, hetzt die Figur ihre “Hunde” auf den Wagen, diese fetzen alles kurz und klein.
Dieses Geschehen führt zu einem Erwachen des Volks: “The Great Awakening” heißt es im Musikvideo. Die Bürger:innen legen ihre Masken ab und ziehen mit Baseballschlägern und US-Flaggen in die Schlacht.
Online werden die Vorwürfe laut, dass sie in ihrem Musikvideo zu “Living The Dream” mit dem Begriff “The Great Awakening” mit QAnon-Anhängern sympathisieren, da der Begriff häufig im Kontext deren Ideologien verwendet werde. Außerdem äußert die Band mit dem Video scharfe Kritik am politischen Umgang mit der Corona-Pandemie. Maskenträger:innen werden als Kommunist:innen inszeniert, die sich demütig und gefügig verhalten. Und das obwohl die Band ihre eigenen Masken vermarktet hatte.
Frontmann Ivan Moody hat zudem 2020 in einer Videobotschaft angeprangert, dass die Regierung die Corona-Maßnahmen zu früh reduziert habe und somit tausende Bürger:innen in Gefahr bringe. Diese Aussage widerspricht der im Musikvideo durchscheinenden Ideologie, dass Masken der Gesellschaft aufgezwungen würden und Bürger:innen "erwachen" müssten. Diese gegensätzlichen Äußerungen machen es schwer, das Musikvideo zu deuten. Der Gitarrist Zoltan Bathory, der das Musikvideo konzipiert hat, sagt zu dem Release:
"Amerika ist eine wunderschöne Idee, die Einwanderer wie mich aus der ganzen Welt in das gelobte Land (...) zieht. Diese Idee wird nun bedroht und bestimmte Ereignisse erinnern mich allmählich an die Dinge, vor denen viele von uns hierher geflüchtet sind.” Bathory führt weiter aus: “Wir leben also im Paradies der Manipulatoren, wo Lügner und Heuchler ungeschoren davonkommen, Nachrichten nur Meinungen sind, Politik ein blutiger Sport ist und Fakten durch Konsens statt durch die Wahrheit bestimmt werden. Wir als Künstler haben jedoch die einmalige Gelegenheit, das Absurde darzustellen und lächerlich zu machen, um zu verhindern, dass es zur Realität wird.”
Zoltán Báthory ist nicht nur Gitarrist der Band, sondern auch Profi-Kampfsportler. Außerdem ist er im US-Militär aktiv. Seine patriotische Gesinnung und seine Faszination für Waffen stellt er auf seinem Twitter-Account zur Schau.
Test - Test - Test ... Just testing Twitter Algorithm to see if I still get shadowbanned ... Running trial... 3 ... 2 .... 1 ... and ... pic.twitter.com/SmJCLG5aUN
— Zoltan 🏴☠️ 5FDP (@ZoltanBathory) October 30, 2022
Auch 5FDP-Frontmann Ivan Moody eilt ein zwielichtiger Ruf voraus: Betrunkene Ausraster auf der Bühne, unschöne Streit-Szenen mit Bandkollegen, live vor Publikum und impulsive Konzertabbrüche. Laut eigener Aussage verbrachte der Sänger einige Aufenthalte in Entzugskliniken und sei nun schließlich seit einiger Zeit abstinent.
Viele Rock im Park-Fans finden, dass diese Ideologie nichts auf der Bühne des Zeppelinfeldes zu suchen habe. Die Stimmen in den sozialen Medien werden lauter. Die Rock im Park-Veranstalter:innen ARGO Konzerte haben sich bisher noch nicht zu der Kritik geäußert.