Eis gehört zum Sommer wie die Butter aufs Brot. Wir lieben diese Mini-Trips in Waffelform nach Italien.
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fein leben
18.09.2022, 14:24 Uhr

Byebye Sommer - warum wir uns an der Vergänglichkeit der heißen Tage erfreuen sollten

Ist es zu früh für einen Abgesang auf die schönste aller Jahreszeiten? Gefühlt leider nicht, tatsächlich offenbar schon. Leider. Vorbei fühlt sich die Leichtigkeit dieser sonnigen Tage an, wie aus einem anderen Jahr fast schon. Mies. Doch: Der Sommer ist die Zeit für Hedonismus, für die Lust auf die Fülle des Lebens. Sie zu genießen und sich an ihr zu erfreuen - und das macht uns das Herz gerade so schwer. Der Sommer gibt uns an die Hand, was wir dafür brauchen - Sonne, Freiheit, Glück und Genuss sowie jede Menge Abenteuer. Doch auch, wenn wir die Zeit nutzen - viel zu schnell geht sie wieder vorbei und wir hocken in kaltem Grau. Ein Plädoyer für die Leichtigkeit des Lebens und eine Hommage an die Summertime Sadness.

Der Sommer zeigt, wie üppig das Leben sein kann: Zum Beispiel auf den Feldern, an den Bäumen und Sträuchern.
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Schon in der Antike pflegte man den Begriff des Hedonismus, dieser Lebensphilosophie, die sich dem Genuss des Lebens verschrieben hat. Viele Philosophen prägten diesen heute immer noch verwendeten Begriff. Und er stellt uns heute noch auf den Kopf: Denn Hedonismus macht das Streben nach Glück, Genuss und Lust zur goldenen Regel. Die Freude am Augenblick, der Fokus auf Freude und Licht. Und vielleicht war es diesen Sommer sehr besonders, weil wir nach der langen Zeit des Wartens, des Stand-By und des Verzichts hinter uns liegt - was könnte uns dann mehr ein Gefühl von Saus und Braus geben als eine unbeschwerte Lebenseinstellung wie der Hedonismus?

Aufatmen nach der Dürre

Vermutlich war dieser Sommer auch geprägt von der wieder gewonnenen Freiheit, wir hatten keine Einschränkungen durch Corona mehr, wir konnten endlich wieder ungestört auf Open Airs feiern und im Biergarten auch wieder näher beieinander sitzen. Wir mussten nicht mehr zählen, ob Gruppen zu groß für hygienekonforme Treffen sind, oder uns nur noch mit Inzidenzwerten befassen.

Der Sommer 2022 war wie eine Erinnerung an frühere Zeiten, ein Zeitfenster zum Ausschnaufen und Kraftsammeln. Für den Herbst, den Winter, die nächste Corona-Hochphase. Und das obwohl wir dem Krieg in der Ukraine ins Auge sehen müssen. Wir brauchen kurze schöne Phasen, Erlebnisse, um weiter zu powern und die schrecklichen Nachrichten zu verkraften. Auch das erhoffen wir uns von sonnigen Tagen mit ihrer magischen Wirkung auf uns, unsere Selbstwahrnehmung und unsere Liebsten.

Im Sommer verkraften wir vieles

Diese Magie hat der Sommer aber immer, nicht nur in dieser Zeit. Es ist die Fülle, das Leben, die üppige Natur und die tollen Sachen wie Freibadbesuche oder Grillabende, die so nur im Sommer gehen. Es muss nicht alles perfekt sein, Du musst nicht immense Haufen an Geld oder alles Hab und Gut besitzen, um glücklich zu sein. Ein bewusst erlebter Moment wie das Eintauchen in die kalten Pools kann bereits ausreichen, um lange von diesem Erlebnis zu zehren. Oftmals sind es doch die kleinen und unbedeutsamen Dinge, die den Unterschied machen und uns auf der Suche nach dem Glück echte Erfüllung bringen.

Der Autor Mark Twain meinte über die heiße Jahreszeit: „Sommer ist die Zeit, in der es zu heiß ist, um das zu tun, wozu es im Winter zu kalt war.“ Und eben diese Momente gehen im Sommer einfach besonders gut: Eingehüllt in Monate schönsten Sonnenscheins, getüncht vom Vitamin D und glückselig taumelnd wie wir nur im Sommer sind, freuen wir uns über dunkle Gewitterwolken und einen Sturzguss von oben - und feiern das sogar. Auch das ist etwas, was wir nur im Sommer erleben.

Nie stürzen wir uns so gerne ins kalte Wasser wie im Hochsommer. Freibadbesuche sind die kleinen Auszeiten dieser Tage.
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Es gibt vieles, was so nur der Sommer möglich macht: Rosé schmeckt nur bei wirklich heißem Wetter, beim Grillen am Abend macht Fleischessenden sogar Tofu Spaß. Selbst in der Nacht hat man das Gefühl, es ist Nachmittag. Wenn wir nachts weggehen, zwitschern die Amseln noch, wenn wir in den Morgenstunden wiederkommen, zwitschern die Amseln schon wieder – auch sie haben Sommerfeeling. Haben Lust auf alle Eissorten dieser Welt. Feiern die Gazpacho Andaluz oder kalte Gurkensuppe, schlürfen an Frappé und einem kühlen Seidla. Nie ist das Grün in der Natur so satt wie jetzt. Das Leben spielt sich im Freien ab: immer draußen, immer Luft, wie früher, als man nicht in der Wohnung hocken wollte. Das gesamte Jahr haben wir auf diese so kurze und vergängliche Zeit gewartet. Wir sind in Freiluftkinos gegangen, haben auf Feldern bei Festivals getanzt. Ach ja. Wundervoll.

Und dann wacht man auf und es ist Mitte September, von goldenem Herbst keine Spur. Zwei Jacken am Körper und trotzdem friert man. Nass. Fies. Die Winde sind nicht mehr erfrischend, sondern nervig und eklig. Es ist eine Zwischenphase, die uns in der Luft hängen lässt, und das macht uns kreuzunglücklich.

Üppig und reichhaltig sind die Felder, ja die komplette Natur, im Sommer. Wir strahlen außerdem mit der Sonne um die Wette, oder?!
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Andererseits: Wenn wir immerzu nur in Hitze leben würden, wäre es uns auch zu viel. Und angesichts des drohenden Klimakollapses sollten wir aktuell froh sein, dass der Sommer so schnell vergeht. Dass wir noch Jahreszeiten haben, dass wir noch nicht in einem vollkommenen Ungleichgewicht der Saisons leben. Lass uns die schönen Tage genießen, wie sie fallen. Wir werden keine besseren kriegen.

Nimm mit, was geht

Der Volksmund sagt: „Wer sich im Sommer über die Sonne freut, trägt sie im Winter in seinem Herzen.“ Ein anderes trifft es auch sehr: "Lebe Deinen Sommer so, dass er Dich auch im Winter noch wärmt". Ja, und genau die Angst, das nicht zu können, ist die Summertime Sadness. Die Vergänglichkeit hinnehmen. Wir sollten den Sommer ehren, die Summertime Sadness pflegen, solange wir sie so noch erfahren. Denn: Der Umschwung des Klimas hat erst begonnen. Für diesen September 2022 ist bereits eine Schneefront samt kompletten Wintereinbruch angekündigt ist.


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