Ramen, Döner, Sushi: Die Genussvielfalt der Welt ist in Deutschland angekommen. Vor allem in der veganen und vegetarischen Küche sind Lebensmittel wie Bulgur und Kichererbsen geformt als Frikadellen sehr beliebt. Aus der arabischen Küche gehört die Falafel zu dem wohl bekanntesten veganen Fastfood. Und aus der türkischen?
Sicherlich sind Cigköfte in der näheren Auswahl. Übersetzt heißt das Gericht "rohe Frikadelle" – hört sich im ersten Moment nicht sonderlich appetitlich an, jedoch handelte es sich ursprünglich um ein "rohes" Fleischgericht. Sehr feines Rinderhackfleisch, feine Weizengrütze (Bulgur), Tomaten- und Paprikamark, Zwiebeln, Knoblauch, Petersilie und eine Vielzahl an Gewürzen wurden stundenlang geknetet, bis eine homogene Masse entstand.
Durch fehlerhafte Zubereitungen und Lagerungen wurde 2008 der Verkauf von Cigköfte aus rohem Fleisch in der Türkei verboten. Mit dem Weglassen des Hackfleisches entstand ein veganes Gericht. Der Name Cigköfte trifft aber nach wie vor zu: Der Bulgur wird nur durch das lange Kneten gegart.
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Ömer Yetisir ist seit 2020 Inhaber vom Adiyaman Cigköftecisi Hinterm Bahnhof 26. Als Franchise angefangen, bereitet der 35-Jähirge seit sechs Monaten die Speisen in seinem Lokal gemeinsam mit seiner Frau zu. "Wir lassen uns nicht mehr beliefern. Die Cigköfte werden frisch vor Ort zubereitet", so Yetisir. Ab Juni wird sich das Paar von dem aktuellen Namen verabschieden. Und wie das Lokal danach heißen wird, steht auch schon fest: "Hanim & Aga". Auf dem neuen Logo sind eine Frau und ein Mann zu erkennen - übersetzt bedeutet der Name nämlich "Dame & Feldherr", jedoch ist vor allem das Wort "Aga" sehr veraltet.
Damit sei das Paar hinter dem neuen Konzept gemeint, so Yetisir. "Im Südosten der Türkei benutzt man das Wort "Aga" heute noch und Cigköfte kommt auch aus dieser Region", erklärt der 35-Jährige.
Warum es zu dieser Veränderung gekommen ist? Die motivierenden Worte seiner Frau, hätten den 35-Jährigen überzeugt. "Sie meinte: 'Komm, machen wir es selbst. Wir können es wahrscheinlich besser' - und tatsächlich." Bereut habe Yetisir diesen Schritt nicht, denn: "man muss im Leben immer etwas wagen", so die Einstellung des Paares.
Wer den Laden zum ersten Mal besucht und sich nicht sicher ist, ob die Cigköfte schmecken, der bleibt nicht lange im Unklaren. Sofort formt Ömer Yetisir eine Frikadelle aus der Bulgurmasse und reicht sie seinen Kund:innen. Im türkischen heißt das "Göz Hakki", also ein Anteil einer Person, der ihr zusteht. Dabei ist es egal, ob die Person bekannt ist oder etwas gezahlt wird - die Person bekommt etwas von dem Essen ab.
Und so erhalten die Kund:innen die Gewissheit, ob ihnen die Cigköfte schmecken. "Ich habe schon einige Menschen davon überzeugt und Stammkunden gewonnen", so der 35-Jährige. Nach dem Loslösen vom Franchise, bietet Yetisir keine verschiedenen Schärfegrade an. "Ich bin davon überzeugt, dass diese Schärfe jedem passt", so der Inhaber.
Und auch wenn die Karte um einen Schärfegrad reduziert wurde - die Auswahl überzeuge die Kund:innen nach wie vor. Zudem wären auch in Zukunft immer wieder Neuerungen geplant, denn im "Hanim & Aga" dürfen die Kund:innen mitwirken. "Ein Kunde wollte Cigköfte mit Falafel, ein anderer welche mit Aubergine. Auch der 'Hot Dog-Wrap' mit Röstzwiebeln entstand durch einen Kundenwunsch", erzählt Ömer Yetisir.
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Außerdem im Angebot: hausgemachte Suppen und Cigköfte-Burger. Ein Highlight, so Yetisir, sei das Tiramisu, das oft schon am selben Tag ausverkauft sei. "Was weg ist, ist weg - aber da ich weiß, dass es eine hohe Nachfrage gibt, sorge ich für Nachschub", erzählt der 35-Jährige lachend.
Nur eine Sache überlasse Yetisir nicht den Kund:innen: "Granatapfelsauce muss auf die Cigköfte", betont er. Die fruchtig-süße Sauce würde die Schärfe regulieren und für eine "Geschmacksexplosion" sorgen. Und was nie in der Theke des 35-Jährigen landen wird? "Fleisch! Mein Lokal bleibt vegan beziehungsweise vegetarisch."
Um das vegane Angebot vielfältiger aufzustellen, bietet Yetisir vegane Alternativen zum Schafskäse an. "Der Istanbul Wrap mit Schafskäse gehört zu den Bestsellern. Eine Kundin wollte wissen, ob sie den Wrap auch vegan haben kann und dann habe ich veganen Schafskäse angeschafft", erinnert sich der 35-Jährige.
Die Zufriedenheit der Kund:innen sei für Yetisir elementar: Deswegen erweitere der Gastronom auch sein Angebot. Je höher die Nachfrage, desto wahrscheinlicher, dass die Wünsche einen Platz auf der Speisekarte finden.
Von Dienstag bis Sonntag haben Cigköfte-Liebhaber:innen die Möglichkeit, die Variationen von Ömer Yetisir zu probieren. Die Öffnungszeiten unter der Woche sind von 12 bis 22 Uhr und an den Wochenenden von 12 bis 2 Uhr. Es gibt auch Ausnahmen: Im vergangene Jahr habe der 35-Jährige während Rock im Park erst gen 6 Uhr das Lokal zugesperrt - "Wenn die Kundschaft da ist, dann bin ich da. Ich bin für Euch da", so Yetisir. Über deren Instagram-Account wirst Du bald täglich auf dem Laufenden gehalten.